Vollständiger Text
Momo
Philosophie Kurzerklährung
Eine Betrachtung des Phänomens Zeit, seiner Geschichte
und Versuch der Umsetzung in einen Raum (Zusammenfassung)

Das architektonische Produkt der Auseinandersetzung mit dem Thema ist der Entwurf eines Zeithauses, welches als Ausstellungsraum angesehen werden kann für Werke, die sich mit der Technik der Zeitmessung befassen, aber auch solche, die in künstlerischer Weise das Phänomen behandeln. Es ist jedoch kein Museum im klassischen Sinne als ein Raum für die Ausstellungsstücke, vielmehr dienen die Ausstellungsobjekte der Architektur, indem sie einen der Aspekte des Gebäudes darstellen.
Als Mittel zur Umsetzung der Aspekte der Zeit in einen Raum schien mir die Bewegung durch den Raum geeignet, da die Bewegung die Schnittstelle zwischen Raum und Zeit bildet. Ohne eine Bewegung im Raum ist keine Raumerfahrung möglich und ohne eine Bewegung wird Zeit nicht wahrgenommen.
Ein Ergebnis meiner philosophischen und physikalischen Betrachtungen der Zeitmessung war, dass Zeitmessung nicht als unabhängiger Vorgang angesehen werden kann, sondern immer an einen Ort und eine bestimmte Zeit gebunden ist. Diese Erscheinung findet Ausdruck in dem Polarsystem, auf dem der Entwurf basiert und in dem sich jedes Element auf den einen Mittelpunkt bezieht. Insbesondere die nicht verglasten Öffnungen orientieren sich an den Stellungen der Sterne und Planeten. Jeder Öffnung ist ein Himmelkörper zu einer bestimmten Zeit zugeordnet. Zu jeder anderen Zeit verdeutlicht die Sonne stellvertretend für alle Himmelskörper die Bewegung der Gestirne. Der Gegensatz zwischen der linearen Zeitauffassung und der zyklischen wird verdeutlicht an der Bewegung des Besuchers. Er kommt in einer geraden Linie auf das Gebäude zu, die Bewegung wird umgelenkt in eine gekrümmte Linie und setzt sich im Inneren in einer Kreisbewegung fort.
Dabei repräsentieren die verschiedenen Ausstellungsstücke, die sich auf eigens angeordneten frei abgehängten Flächen befinden, die parallelen Aspekte der Zeit und auch des Universums, welches zur Zeit in engem Zusammenhang steht.
Durch die aufsplitternde Form sowohl der Fassade als auch der Ausstellungsebenen im Inneren soll eine Dynamik erreicht werden, die eingefroren ist, aber in der die Zeit davor und danach enthalten ist.
Im Zentrum auf das alle Linien bezogen sind, befindet sich ein kugelförmiger Raum, der von allen Seiten gleichmäßig leuchtet. Dem Besucher soll hier jede äußere Begrenzung von Raum und Zeit entzogen werden, um seine Wahrnehmung vollständig auf die eigenen subjektiv erlebten Begrenzungen (räumlich als Körper und zeitlich durch seine Bewegung) zu reduzieren analog zur Messung der Zeit, die außerhalb des Messpunktes keine Gültigkeit mehr besitzt.
Vor dem Verlassen des Gebäudes begibt sich der Besucher auf eine aus Sand aufgeschüttete Rampe, die den vierdimensionalen Raum repräsentiert. Der Sand als raumbildendes Element ist in ständiger Veränderung begriffen und wird durch ihn bei der Benutzung in unvorhersagbarer Weise umgestaltet. Darin äußert sich der Aspekt der vierten Dimension, von der das Modell nur ein "flaches" Abbild ist.